Was können Baugruppen zu einer aktiven Nachbarschaft beitragen?

Was können Baugemeinschaften bewirken?

Diesen Fragen ist das Netzwerk für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen zusammen mit den Baugruppen auf dem Clouthgelände in Nippes nachgegangen. Anlass hierfür ist die Nachricht, dass die Stadt Köln eine zentralen Koordinierungs- und Beratungsstelle für Baugemeinschaften plant.

Herausgekommen ist eine umfangreiche Sammlung von Aktivitäten und Initiativen, die inzwischen auch über die Baugruppen hinaus auf die neue Nachbarschaft ausstrahlen und eine gemeinsame Identität stiften wollen.

Und so sieht die Liste inzwischen aus:

Mehrwert fürs Clouth Quartier
Im Lauf der Jahre 2017 und 2018 haben die Bewohner von zehn
Baugemeinschaften (BG) auf dem Clouth Gelände im Kölner Stadtteil Nippes ihre
selbsterrichteten Gebäude bezogen; insgesamt etwa 100 Wohneinheiten.
Seitdem waren alle damit beschäftigt, die Pflanzen in ihren Gemeinschaftsgärten
zu hegen, ihre Alltagsroutinen neu zu strukturieren und ihre Lampenschirme
aufzuhängen. Dennoch nahmen sie sich die Zeit, sich auch für das Gemeinwesen
im Veedel zu engagieren. Die folgende Liste zeigt Schlaglichter dieses
Engagements auf. Zudem benennt sie positive Effekte, die sich aus den
strukturellen und baulichen Qualitäten der zehn BGs für das Clouth Quartier und
alle seine BewohnerInnen ergeben.

Sharing-Angebote / Steigerung der Resourceneffizienz
* Gästezimmer1 buchbar durch alle Bewohner des Veedels (Wunschnachbarn);
* E-CarSharing durch Energiegewinner Genossenschaft in der Tiefgarage der
BGs HerzClouth, achtbar, Stadtteilchen, Kwartier 733;
* Offene Veedelswerkstatt2 (Wunschnachbarn), die von Personen aus drei BGs
betreut wird;
* Engagement für nachhaltige Mobilität als „Host“ für das elektrisch unterstütze
Lastenfahrrad Donk-EE3 (Wunschnachbarn);
* Privates Autoteilen (verschiedene BGs)

Baulich-strukturelle Konzepte und Innovationen
* CoHousing Etage4 (Wunschnachbarn) als sozial, architektonisch und juristisch
innovative Wohnform. Bundes-Förderung sowie nationales und internationales
Interesse;
* Freiwillige Übererfüllung der Energieeinsparverordung: Passivhäuser
(Wunschnachbarn, Kwartier 734, E+) und KFW 55 Häuser (HerzClouth, Woge);
* Verzicht auf petrochemische Wanddämmung (Wunschnachbarn, E+, Woge,
HerzClouth);
* Nachhaltige Energiegewinnung durch Dachflächenverpachtung an die PVBetreiber
Energiegewinner Genossenschaft (WoGe, Wunschnachbarn, E+,
achtbar);
* Sanierung und Belebung des Industriedenkmals „Tor 4“ (Pförtnerhäuschen)
durch E+ und Familien@Clouth;
* Dach- und/oder Fassadenbegrünung (WoGe, Wunschnachbarn, Kwartier 733,
Energie+, Clouth#9);
* Gemeinschafts- und Begegnungsflächen im Innen- und Außenbereich (alle
Baugruppen); teilweise verknüpft mit juristischen Innovationen (Bsp.
„Ankergrundstücke“);
* Essbare Stadt erfahrbar: Honig von Bienen auf dem Dach (Wunschnachbarn),
gemeinschaftliche Gemüsebeete, essbare Baumbepflanzungen (alle BGs);
* Bauliche Ästhetik, die sich bereichernd von den Designs der
Investorengebäude abhebt (alle BGs, insbesondere die Gewinner des Kölner
Architekturpreises: Stadtteilchen. Erwähnung einiger Gebäude in diversen
Fachmagazinen)
* Ladestationen für E-Autos in der Tiefgarage von HerzClouth, achtbar,
Stadtteilchen, Kwartier 733.

Kompatibilität mit demographischem Wandel:
* Generationsübergreifendes Wohnen strukturell ermöglicht durch heterogene
Wohnungsgrößen und -zuschnitte (nahezu alle BGs);
* Gemeinschaftliches Bad für pflegebedürftige Personen (Schritte Machen);
* Altern ohne Isolationsgefahr in Form der CoHousing Etage (Wunschnachbarn);
* Barrierefreier Zugang zu allen BG-Häusern und barrierefreie Erreichbarkeit
aller Wohneinheiten;
* Bauliche Vorrüstung von Wohnungsgrößenänderungen (Schritte Machen,
WoGe, Wunschnachbarn).

Politische/gesellschaftliche Initiativen:
* Vor Ort Information durch Führungen für EntscheidungsträgerInnen
(Oberbürgermeisterin Reker, Fraktionsvorsitzende im Landtag,
Stadtratsmitglieder verschiedener Parteien);
* Initiative und Patenschaftsangebot für Obstbäume im Clouth–Quartier und
Johannes-Giesberts-Park in Zusammenarbeit mit der essbaren Stadt, dem
Grünflächenamt und moderne stadt GmbH;
* Initiierung und Koordination der Clouth-Verkehrsgruppe, die auch Mitglieder
aus vielen Nicht-BGs hat, arbeitet daran, Clouth und dessen Umgebung für
Fußgänger und Radfahrer (bes. Kinder) sicherer und attraktiver zu machen;
* Aktion zum Schulbeginn 2019: „Ich brems für Pänz“
* Engagement in Kooperation mit dem NaBu und einer Bürgerinitiative für die
ökologische Aufwertung des Johannes-Giesberts-Park (Wildblumenwiese und
Nistkästen);
* Organisation von öffentlicher Infoveranstaltung für städtisches Programm
Grün Hoch 3 (Wunschnachbarn).

Information der Öffentlichkeit über Prozesse und Mehrwert von
Baugruppen
* Kooperation für die Berichterstattung in diversen Medien (planet-wissen ARD,
Deutschlandfunk, Kölner Stadtanzeiger, Kölner Rundschau, Nippes Magazin)
* Führungen aus verschiedenen Anlässen, u.a. für britische, australische und
koreanische Besuchergruppen;
* Bereitstellung von innovativen Vertragswerken5 (bisher: Bau-GbR Vertrag,
Teilungserklärung) im Rahmen einer kostenfreien Creative Commons Lizenz
(Wunschnachbarn);
* Mitglieder aus fünf BG sind aktiv in der Kerngruppe des Kölner Netzwerks für
gemeinschaftliches Bauen und Wohnen6;
* Blogs (WoGe / Wunschnachbarn)

Gemeinschaftliche und kulturelle Initiativen für die Öffentlichkeit
* Anlässe zum sozialen Zusammenhalt, Bsp.: St. Martinsumzug mit Lagerfeuer,
Kautschuk-Sit-In zum informellen Kennenlernen, Hofflohmärkte;
* Engagement für Veedelsidentität: Ausstellung zur Geschichte der
Clouthwerke in BG Räumlichkeiten. Kooperation mit Verein ehem. Clouth-
Arbeiter;
* Regelmäßige Autoren-Lesungen, Filmreihe und Jazzkonzerte (Schritte
Machen)
* Büchertausch-Schrank (Schritte Machen)
* Clouth-Chor

Pdf zum Download:  Mehrwert fuers Clouth-Quartier 050919